„Ich sehe keine Farben“

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Manchen Familienmitgliedern fällt es schwer, Rassismus und Hautfarben anzusprechen, weil es eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Weißsein triggert. Sätze wie „Ich sehe keine Farben, ich sehe Menschen“, „Für mich bist du nicht Schwarz, sondern einfach nur [Name]“ oder „Ich sehe nicht, dass du Schwarz bist, ich sehe nur Menschen“ sollen eine offene Auseinandersetzung mit unserer Blackness in all ihren Facetten vermeiden und uns Weiß spiegeln – unser Schwarzsein wird ignoriert.

Aber die einzige Farbe, die Weiße Menschen tatsächlich ignorieren und mit der sie sich tatsächlich nicht auseinandersetzen müssen, ist ihre eigene, weil sie als Norm gilt. Unsere Erfahrungen und Hautfarben werden aus einer Bequemlichkeit und Angst vor unangenehmen Gesprächen heraus unsichtbar gemacht, was nochmal ein ganz neues Level der Ignoranz ist. Mit diesen Sätzen zeigen sich nochmal mehr die unglaublich präsenten Strukturen anti-Schwarzen Rassismus’, weil sie uns nicht nur unsere Hautfarben und daraus resultierende Lebensrealitäten absprechen, sondern auch zwischen Schwarzsein und Menschsein unterscheiden. Menschen, die unsere Hautfarben versuchen zu ignorieren, verschließen vor allem bewusst die Augen vor unserem Struggle, unseren Hürden, unserem Schmerz und unserer Trauer. Dabei erkennen sie aber auch nicht die unglaubliche Schönheit der Blackness in all ihren Facetten, Shapes und Shades an.

Es geht aber nicht darum, was SIE sehen oder nicht sehen und was SIE anerkennen oder nicht. Es geht darum, was WIR SELBST sehen, anerkennen und vor allem, wie wir dazu stehen.

Wir sind in Weißen Familien aufgewachsen, das heißt wir wurden Weiß sozialisiert. Eine Weiße Welt ohne Farben, Rassismus und rassistischer Diskriminierung können wir aber nicht leben. Wir durchleben ständig Traumata durch Othering, Gaslighting, Beleidigungen, „spaßigen“ Bemerkungen, Witzen und vielem mehr.

Uns wird zu oft vermittelt, dass unsere Hautfarben etwas Schlechtes, Hässliches und Verwerfliches darstellen. Anstatt sie also zu lieben und uns darin wohlzufühlen, machen viele von uns kleine und große Dinge, um sie ebenso unscheinbar zu machen, wie „Ich sehe keine Farben“ – Sätze es tun.

Darüber hinaus denken wir, dass etwas mit uns selbst – anstatt mit unseren Mobber*innen – nicht stimmt, weil wir durch das fehlende positive Auseinandersetzen mit unseren Hautfarben und Blackness kein positives Gefühl ihnen gegenüber gelernt haben. In einer rassistischen Welt sind Hautfarbe und Blackness direkt mit dem selbst- und fremdzugesprochenen Selbstwert verbunden.

Um besser ins Weiße Ideal zu passen, habe ich früher zum Beispiel helleres Make–Up benutzt, meine Haare relaxed, versucht nicht zu laut zu lachen, nicht zu wütend zu werden, nicht zu frech zu sein und nicht zu viel zu kommentieren, weil es eine meine Race geknüpft wird.

Die Wahrheit ist aber: Wir können niemals Weiß genug sein und das müssen wir auch nicht. Wir müssen lernen, unsere Töne und unsere Blackness positiv anzuerkennen, uns nicht dafür zu schämen und sie auch nicht zurückzuhalten.

Black is beautiful.  Black is empowerment. Black is inspiring. Black is uplifting. Black is strong. Black is revolutionizing. Das und noch vieles mehr an der unglaublichen Blackness jeder einzelnen Person von uns dürfen und müssen wir anerkennen und einfach feiern.

Lasst euch von niemandem die Schönheit eurer Hautfarben und die unglaubliche Exzellenz eurer Blackness nehmen! Nehmt sie euch nicht gegenseitig und nehmt sie euch nicht selbst. Seht sie, erkennt sie an, liebt sie, feiert sie, umarmt sie, ertränkt sie in Stolz und tragt sie auch mit Stolz!