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Ich habe wirklich limitiertes Verständnis für Weiße, erwachsene Menschen, die zusammenbrechen, weil jemand es gewagt hat, ihnen zu sagen, dass mit ihrem Weißsein eine bestimmte Position und Verantwortung einhergeht. Vor allem aber habe ich für Weiße Zerbrechlichkeit keine Zeit und habe auch nicht vor, sie mir zu nehmen. Schwarze Menschen in Weißen Gesellschaften setzen sich mit Hautfarbe, Traumata, Rassismus, Vertrauensverlust und vollkommen verschobener Moral auseinander, sobald sie denken können. Wir gehen Eis essen und schon wird unser gesamtes Weltbild erschüttert, aufgrund der Farben unserer Haut – noch bevor wir auch nur annährend verstanden haben, dass wir Teil dieser Welt sind. Schwarze Kinder in Weißen Familien fangen diese Erschütterungen meist alleine ab, weil ihre Familien sich nicht genug oder gar nicht sensibilisieren, um ihnen dabei helfen zu können. Ständig wird uns gesagt, wir sollen nicht so empfindlich sein oder uns eine dickere Haut zulegen oder, dass die Erfahrung jetzt wirklich nicht so schlimm war. Unsere Empfindungen und Verletzungen werden einfach übergangen.
Ich maße mir an, diese jetzt aber über das White Fragility–Jammern Weißer Menschen zu stellen. „Mimimimi, ich kann das nicht googlen. Der Name Tupoka Ogette ist ganz schwierig zu schreiben“. „Mimimimi, ich wurde auch schon reduziert auf eine die Geld hat“. „Mimimimi, finde ich jetzt total gemein, dass du etwas konstruierst, dass eine einseitige Opferrolle darstellt“. Dass ich mich jetzt nicht mehr mit Sätzen und Haltungen wie diesen auseinandersetze, hat viel mit Healing und viel mit Selbstschutz zu tun. Aber vor allem, ist Weiße Zerbrechlichkeit einfach nicht mein Problem. Ich habe auch nicht mehr vor, es zu meinem Problem zu machen. Ich rede einfach weiter über Rassismus, nehme Raum ein, verlange Respekt, verlange Aufmerksamkeit und das Verlassen privilegierter Komfortzonen. Dass Weiße Menschen ihre Zerbrechlichkeit an Schwarzen auslassen und nicht andere Weiße Menschen zum Reden suchen, liegt daran, dass durch Weiße Zerbrechlichkeit ein Status Quo aufrechterhalten wird, der Schwarzen verbietet, über die rassistischen Verhältnisse zu sprechen und gar zu verlangen, diese zu ändern.
Weiße Menschen fühlen sich unwohl damit, über Rassismus zu reden. Pech gehabt! Ich fühle mich unwohl damit, jeden Tag auf die Straße zu gehen und meine Existenz bedroht zu sehen und rechtfertigen zu müssen. Schwarze fragt auch niemand, ob sie sich damit wohlfühlen, wenn man sie mit dem N – Wort ihrer Persönlichkeit beraubt. Es wartet niemand, bis wir uns von einer Erfahrung/einer Konfrontation erholt haben, bevor man das nächste Rassismustrauma auf uns schmeißt. Ich sehe nicht ein, wieso ich diesen Status aufrechterhalten sollte, weil es Weißen Menschen „zu viel“ oder „unangenehm“ ist, darüber zu reden und den Namen Tupoka Ogette zu googlen oder bei Amazon ein Buch zu bestellen. Mit der Konfrontation mit Rassismus überfordert zu sein, hat definitiv seine Daseinsberechtigung. Mit anderen Weißen Menschen zu reden und einen Umgang damit zu finden, während man die tatsächliche Arbeit macht, um antirassistisch zu sein, respektiere ich sehr. Von Schwarzen direkt oder indirekt zu verlangen, stumm zu schlucken, was auf uns geworfen wird, damit man aus einer Bequemlichkeit heraus in seinen Komfortzonen vor sich hinleben kann, sehe ich jedoch nicht ein.