Whiteness ist erschöpfend

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Heute verfasse ich einen meiner letzten Blogeinträge fürs Jahr 2020.

Weißsein, so wie es nun seit mehreren Jahrhunderten konstruiert und gelebt wird, definiert sich über die emotionale, psychische und physische Unterdrückung von Bi_PoC. Die verschiedenen Formen von Unterdrückung – sichtbare und unsichtbare – bekommen Bi_PoC jeden Tag zu spüren und sie wirken sich auf die Psyche und die mentale Gesundheit bis schließlich auch auf die körperliche Gesundheit aus. Halten wir fest, dass das so gewollt ist. Es ist keine Nebenwirkung des Systems. Es ist keine unbeabsichtigte Ungerechtigkeit. Das System und die daraus entstandene Whiteness sind dazu da, Nicht-Weiße Menschen klein und müde zu halten. Nicht nur müde, sondern erschöpft. Wahrlich erschöpft, damit wir kraftlos und wehrlos sind, aufgrund von Mikro- und Makroaggressionen und Racial Stress.

Gerade in diesem Jahr habe ich privat und vor allem durch meinen Aktivismus und die daraus entstandenen Gespräche mit so vielen wundervollen Bi_PoC gemerkt, wie viel von dieser erschöpfenden Whiteness aus Familienkreisen kommt. Zu den Weißen Eltern in meinem Space, den ich mit zwei sehr tollen Freund*innen mache, sage ich immer: “Eure Kinder brauchen einen Safe Space zu Hause, ohne Rassismuserfahrungen und Verurteilung”. Ein Ort zum Ausruhen von Rassismuserfahrungen, die sie über Tage hinweg, jeden Tag machen, und von Weißen Räumen, in denen sie unter Strom stehen. Sie brauchen nicht noch mehr Weißen Input, sie brauchen Kraft für den Weißen Input, den sie schon außerhalb des Hauses jeden Tag bekommen. Dass Familien sich nicht sensibilisieren und ihre Whiteness aus Bequemlichkeit mit aller Macht aufrechterhalten, sorgt dafür, dass sich alle Bi_PoC in dem Familienkreis nicht ausruhen können – dadurch wird zu unserer Erschöpfung beigetragen.

Familien(mitglieder): Euch zu sagen, dass alle Menschen gleich sind, reicht nicht aus. Eure Whiteness ist dazu konstruiert, das Gegenteil dessen zu leben. Und dass ihr die Kritik und die Aussagen diesbezüglich von euren Bi_PoC-Familienmitgliedern nicht annehmen könnt, beweist einmal mehr, dass nicht alle Menschen gleich sind. Whiteness ist ein Konstrukt. Das bedeutet, wir können es verändern, abbauen, neu bauen, uvm. Um Whiteness zu dekonstruieren/abzubauen oder neu zu bauen, müsst ihr zurücktreten, Bi_PoC Platz machen und euer Handeln nach ihren Bedürfnissen ausrichten. Seid kritikfähig, und zwar euch gegenüber. In diesem Jahr wurde auf zahlreichen Plattformen, in Büchern, in Dokus, in Shows – überall – davon berichtet, wie ihr das tun könnt. Es ist Deutschland 2020, ihr habt die Ressourcen und ihr habt die Zugangsmöglich-keiten. Nutzt sie. Keine Ausreden mehr. Außerdem, merkt euch das für die Feiertage.

Bi_PoC: Was für ein turbulentes Jahr für uns. Ruht euch aus. Geht schlafen. Macht was für euch. Ich liebe uns.


Whiteness is exhausting. Imma rest.

This is one of my last blog entries in 2020.

Whiteness, as it’s been created and lived for centuries now, defines itself over the emotional, psychological and physical oppression of Bi_PoC. We get to suffer the different forms of oppression – visible and invisible – every day and it effects our psyche and mental health as well as our physical health. Let us state that this oppression is wanted. It’s not an unwanted side effect of the system nor a unintended inequality. The system and whiteness itself were created to keep non-white people small and tired. Not only tired but exhausted. Truly exhausted because of micro-and macro aggressions and racial stress so that we don’t have any strength left to fight the system.

Especially this year – privately but in particular because of my activism and the wonderful Bi_PoC I’ve met throughout my work – I’ve come to notice how deeply white families take part in creating and keeping up said exhaustion. I always tell the white parents in my Empowerment Space, that I created with two wonderful friends of mine, that their children need a safe space at home that’s free from racism and judgement. A place where they can rest from all the racism they’ve experienced during the day, every day and from white spaces in which their bodies and minds run on survival mode. They don’t need more white input but strength to deal with the white input they get when leaving their homes. Families who do not sensitize themselves and protect their whiteness out of comfort with all they’ve got are a huge reason why their Bi_KoC cannot rest and is constantly exhausted.

Families/family members: Telling yourselves that all people are equal is not enough. Your whiteness is constructed to live inequality. That you cannot embrace nor accept the Bi_PoC in the family’s critic and statements on that one once again shows how not all people are equal – not even in your own homes. Whiteness is a construct which means it can be restructed, destructed and renewed. But to do so you must take a step back and make room for the Bi_PoC in your family to center their needs in your actions. Be critical about yourselves. This year lots of platforms, books, documentaries, shows etc. gave input and guidance on how to do so. It’s Germany 2020, you have the ressources and you have the possibilities, now use them. No excuses. Do the work. Also remember that during the holidays.

Bi_PoC: What a turbulent year for us. Rest. Sleep. Do something for yourself. I love us.